Durch Myanmar auf dem Motorrad – Ein kleiner Survivalguide
Myanmar auf dem Motorrad zu erkunden war verlockend. Wer möchte nicht entlegene Orte erkunden, in kleinen Dörfern auf dem Weg eine Pause einlegen und die freie Mobilität genießen. Gemeinsam mit meiner Freundin legte ich auf einer Enfield Classic von Mandalay nach Yangon über 1000 Kilometer zurück, was eine großartige Erfahrung war. Nachfolgend möchte ich meine persönlichen Erfahrungen und Tipps zum Reisen auf dem Motorrad in Myanmar mit euch teilen.
Ein paar Tipps bevor es losgeht
Wenn ihr schon Zuhause plant eine Reise mit dem Motorrad zu machen bringt eure Schutzkleidung mit! Da ich mich auf einer längeren Reise befand hatte ich keine Schutzjacke oder Handschuhe, was ich spätestens nachdem mir die Maschine in einer steilen sandigen Kurve wegrutschte, schmerzhaft bereute. Obwohl der Großteil der Einheimischen keine Schutzkleidung trägt, bekam ich später den Tipp mir in einem der vielen kleinen Shops für 5000MMK (ca. 3€) Motoradhandschuhe zu kaufen.
Motorradfahren in Myanmar bedeutet viel Sand und Staub, daher empfehle ich euch eine Schutzmaske zu tragen. Schutzmasken findet ihr ebenfalls ab 200MMK (ca. 0,15€) in den kleinen Shops.
Sparsam und leicht packen! Wir hatten einen Daypack und einen 30L Rucksack mit. Bei der Enfield Classic gibt es auf der Seite einen kleinen Gepäckträger. Mit zwei Spanngummis konnten wir den Daypack stabil befestigen. Den großen Rucksack musste meine Freundin viele Tage und Stunden auf ihren Schultern tragen, was nach längeren Fahrten manchmal zur Belastung wurde.
Packt unbedingt ein Erste-Hilfe Set möglichst einfach zugänglich ein. Große Pflaster, Verband und Desinfektion sind ein MUSS! In Myanmar gibt es überall für ein paar Eurocent ein kleines gelbes Fläschchen mit Povidon-Iod-Desinfektion zu kaufen, große Pflasterstreifen waren hingegen schwer zu finden.
Ein anderes besonders nützliches Goodie war ein dünnes Fahrradschloss, mit dem sich die Helme oder der große Rucksack während längerer Pausen am Motorrad befestigen lassen.
Besorgt euch unbedingt eine SIM-Karte mit Gesprächsguthaben, um bei Fragen oder in Notfällen bei eurem Motoradverleih anrufen zu können sowie mit Internetguthaben für Routenplanungen, Recherchen und Buchungen.
Realistische Planung und Navigationsapps
Plant eure Routen nicht zu ehrgeizig, flexibel und reserviert mindestens ein Drittel der Tage als Zeitpuffer. Einerseits gibt es viel zu sehen und zu entdecken und ihr werdet sicher irgendwo Mal länger bleiben wollen. Anderseits dauern die Fahrtage mit Pausen und spontanen oder ungeplanten Stopps, Baustellen oder schlechten Straßenverhältnissen oft länger als geplant. Gerade bei schwierigen Straßenverhältnissen ist es besser lieber etwas mehr Zeit zu investieren als riskant zu fahren.
Meine persönliche Erfahrung war, dass einige unserer Routen, besonders durch die Berge sehr fordernd waren und am Rande meiner Komfortzone gelegen sind, obwohl ich über regelmäßige Fahrpraxis verfüge und mit der Enfield Classic schon vorab vertraut war.
Noch ein kurzes Wort zu Navigationsapps wie Google Maps und MAPS.ME. Diese können euch eine gute Orientierung bieten, sind aber auch mit Vorsicht zu genießen. So werden oft kleine Abkürzungen über ungepflasterte Straßen empfohlen, wenn die Strecke ein paar Meter kürzer ist. Auch sind viele Straßen in den Apps nicht eingezeichnet. Nutzt einfach euren Hausverstand!
Unterwegs auf den Straßen von Myanmar
Der Verkehr in asiatischen Städten ist für europäische Verhältnisse chaotisch und schwer kalkulierbar – Myanmar bildet hier keine Ausnahme! In den Städten und Dörfern bedeutet das, besonders zurückhaltend und vorausschauend zu fahren. Andere Zweiräder können sich jederzeit von der Seite in die Spur drängen, ohne einen Blick in eure Richtung zu verschwenden. Auch Fußgänger agieren immer wieder unberechenbar und kreuzen, ohne zu schauen die Straße. Blinker werden nur teilweise und eher von Autos verwendet. Nachts sind immer wieder Zweiräder ohne Beleuchtung unterwegs. Auch gewöhnungsbedürftig sind Hunde, Hühner, Kühe und Büffel welche, die Straße immer wieder kreuzen.
Auf den größeren Straßen warten wiederrum andere Herausforderungen. Hier sind es vor allem Busse und Lastwägen, die oft beim Überholen auf der Gegenfahrbahn selbstverständlich eure Spur verwenden und euch abdrängen werden. So liebenswert und freundlich die Menschen in Myanmar auch sind, auf der Straße herrscht nur das Recht des Stärkeren!
Motorräder sind auf einigen Autobahnen nicht erlaubt. Generell müssen Motorräder keine Maut zahlen und können durch einen schmalen Kanal auf der Seite an den Mautstellen vorbeifahren.
Abseits der großen Straßen sind es auch hin und wieder die Straßenverhältnisse, die zur Herausforderung werden können. Vorerfahrungen auf unbefestigten Straßen sind auf jeden Fall empfehlenswert. Auch sollten enge Kurven und Bergstraßen sehr gut beherrscht werden. Während unserer Fahrt durch Myanmar passierten wir auch immer wieder Baustellen.
Vieles unterwegs erleichtert die Reise auf dem Motorrad
Nun auch zu den vielen Aspekten die eine Reise auf dem Motorrad durch Myanmar erleichtern. Myanmar verfügt über ein weites Netz an Straßen, viele davon sind asphaltiert und in passablem oder gutem Zustand. Das Fahren in Myanmar als Ausländer, war kein Problem. Wir wurden nur einmal angehalten um unsere Pässe, die Fahrzeugpapiere und meinen nationalen Führerschein zu überprüfen und konnten danach unsere Reise fortsetzen.
Seitlich der Straße gibt es oft kleine Restaurants, wo ihr Essen, Snacks und vieles mehr findet. Es gibt fast überall Trinkwasserspender wo ihr unentgeltlich eure Wasserflaschen auffüllen könnt. Ebenso gibt es viele Werkstätten und Reifenshops die schnell und für sehr wenig Geld kleine Reparaturen erledigen oder euch einen kaputten Schlauch wechseln können. Die Menschen sind sehr freundlich und hilfsbereit und ihr werdet immer Unterstützung finden, wenn ihr danach sucht.
Warum sich die Reise auf dem Motorrad trotz vieler Herausforderungen lohnt
Abseits aller Herausforderungen, die eine Reise auf dem Motorrad durch Myanmar mit sich bringt, warten auf euch unglaublich schöne Strecken und beeindruckende Landschaften, von trockenen Tälern über Seen bis hin zu Bergstraßen mit großartigen Ausblicken.
Es gibt abseits und zwischen den üblichen Tourismusdestinationen vieles zu entdecken. Die Menschen in Myanmar sind sehr freundlich und neugierig und besonders in den kleinen und abgelegenen Dörfern werdet ihr schnell in Kontakt mit den Einheimischen kommen.
Kurz gesagt, wenn ihr euch etwas vorbereitet, vorab realistisch plant und vorausschauend fährt, wartet auf euch ein wunderbares Abenteuer, dass ihr niemals vergessen werdet!
Zum Autor: Serafin (35) ist Sozialarbeiter und seit vielen Jahren begeisterter Reisender. Aktuell reist er gemeinsam mit seiner Freundin Johanna auf dem Landweg von Europa nach Asien. Ihr Weg führte sie bereits durch Russland, Kasachstan, Kirgistan, Xinjiang in China, Pakistan, Indien und Myanmar. Reiseberichte findet ihr auf www.goodridestories.com/de